Grunau; Pfingstwettbewerb 1936

 

 

Das Segelfluggelände von Grunau lag ca. 70 km entfernt von meinem Wohnort Grünberg und dem zugehörigen Fluggelände Droschkau und eignete sich durch seine geographischen Lage bedeutend besser zum damals noch weit verbreitenden Hangfliegen. Das Gelände verfügte über einen brauchbaren Hang in jeweils alle 4 Himmelsrichtungen und war daher bei fast allen Windrichtungen nutzbar. Deswegen war der Platz auch weitaus „größer“. Es waren dort mehr Flugzeuge stationiert und die Infrastruktur war bereits besser ausgebaut. Die für Hangflüge optimale hüglige Geländesituation ließ dort aber nur Starts mit dem noch häufig gebräuchlichen Gummiseil zu. Für Thermikflüge war daher eine ausreichende Startüberhöhung nur schwer zu erzielen. Um aber auch mit Winde und F- Schlepp starten zu können, wich man aus auf den ca. 5 km entfernten Platz Hirschberg- Hartau, der mit Grunau in enger Kooperation stand. Auch wir aus Grünberg waren natürlich scharf darauf unter solchen besseren Bedingungen zu fliegen und fuhren so oft wie möglich mit mehr oder weniger Fliegern für Tages oder Wochenend- Einsätze dorthin.Die "Segelflugschule Grunau" genoss als Ausbildungsstätte damals schon internationales Ansehen. Zu Schulungslehrgängen traf man dort Teilnehmer aus vielen Europäischen Ländern, hauptsächlich jedoch zahlreiche Skandinavier und Engländer

Zu der Zeit wurde in Grunau bereits traditionell jährlich ein „Pfingstwettbewerb“ durchgeführt, der sich über die gesamte Pfingstwoche erstreckte. Segelflieger aus dem ganzen Reichsgebiet waren bestrebt dort dabei zu sein. Die Tagesaufgaben wurden dabei je nach Wetterlage vom Veranstalter festgelegt. Selbstverständlich auch für uns Grünberger war eine Teilnahme dort ein Saisonhöhepunkt dem wir leidenschaftlich entgegenfieberten. An der Austragung 1936 konnte ich leider noch nicht aktiv teil nehmen. Ich war gerade 14 Jahre und hatte auf meinem Heimatplatz erst die Schulung begonnen. Dennoch war ich mit Feuereifer dabei und begleitete zumindest bewaffnet mit einer Kamera meine älteren Fliegerkollegen und Idole zu diesem überregionalen Ereignis.

Sieger wurde in dem Jahr Ernst Günter Haase von der Reichssegelflugschule Trebbin, (heute Schönhagen). Auch er war nach dem Krieg weiter aktiv und sorgte bei Wettbewerben für Schlagzeilen und ist sicher noch vielen bekannt. 1958 wurde er Weltmeister in der Offenen.

 

Bild 1) vor der Abreise nach Grunau wird in unserer „Werkstatt“ in Grünberg eines unserer Baby`s nach einem leichten Bruch nach erfolgter Reparatur für eine Prüfung im Hof aufgebaut und ist glücklicherweise somit rechtzeitig zur Teilnahme fertig.

 

Bild 2) hier ist eines unserer Transportgespanne abfahrbereit

 

Bild 3) hier sitze ich „Jungspund“ (2. von rechts) auf der Fahrt mitten zwischen meinen „Idolen“. Wie zu sehen ist, war die Stimmung bestens.

 

Bild 4) einen Hinweis auf die damalige Bedeutung des Fluggeländes gibt uns dieser markante Wegweiser am Ortseingang von Grunau.

 

Bild 5) gleich nach der Ankunft wird unser frisch repariertes Baby „Roter Kampfflieger“ aufgebaut

 

Bild 6) aber die Kollegen warteten auch nicht lange, hier die Montage des Babys „Galgenvogel“ der Gastgeber

 

Bild 7) wenn es „brummte“ herrschte auch damals schon eine große Betriebsamkeit am Start. Nur die „Kleiderordnung“ einiger Beteiligter war etwas martialischer.....!

 

Bild 8) in diesen Tagen bekamen die „Gummihunde“ Schwielen an den Händen....

 

Bild 9) ....und „schossen“ am Südhang mal wieder ein Baby in die Luft

 

Bild 10) geduldig warteten die Flugzeuge, hier das Baby „Heuscheuer“...

 

Bild 11) ....und die Piloten in kameradschaftlicher Gemeinschaft auf ihren Start. 3. von links, sitzend mein damaliger Fluglehrer Albert Kern.

 

Bild 12) das Geschehen beobachtete mit kritischen Augen Proske sen. (links). Als ehemaliger Weltkriegs I- Flieger war er zu der Zeit ein „Segelfliegeroriginal“in Grunau. Auf dem Platz war er der Wirt der Flugplatzkneipe „Galgenvogelbaude“. Gesellschaft leistete ihm hier Willy Seifert, ein Fliegerkollege von mir aus Grünberg.

 

Bild 13) für mich war es die Gelegenheit eine Vielzahl von Flugzeugen in Augenschein zu nehmen. Wobei das in Augenschein nehmen sich nicht nur aufs Fotografieren beschränkte. Neugierig wie ein 14 jähriger nur sein kann, war kein Handloch an den Maschinen vor mir sicher, kein konstruktives Detail blieb unbeachtet. All das dabei Erfahrene kam mir 2 Jahre später beim Bau meiner Gne 3 zu Hilfe. Hier seht Ihr den „Wolf“, es sollte ein verbessertes Grunau Baby sein und wurde bei Flugzeugbau Bley- Naumburg gebaut. Er kam aber nie sonderlich zur Geltung und so blieb es bei einer kleinen Serie.

 

Bild 14 und 15) ein eleganter Flieger damals schon: Der Rhönsperber von Hans Jacobs

 

Bild 15)
 
 
 
Bild 16) am Start erwischte ich hier einen Rhönadler, ebenfalls ein Flieger von Hans Jacobs
 
 
 

Bild 17) und hier ebenfalls am Start ein Grunau Baby der ersten Generation mit offenem Führersitz mit dem originellen Namen „Ringelpietz“.

 

Bild 18) nach dem Start am Westhang erwischte ich das Baby „Rübezahl 1“

 

Bild 19) .... und das Baby 2, „Onkel Otto“

 

Bild 20) aber auch am Nordhang wurde geflogen. Hier wieder ein Baby

 

Bild 21) an zumindest einem Wertungstag wurde wie im Text beschrieben aus wetterbedingten Gründen in Hirschberg- Hartau geflogen. Hier im Bild bei der Startaufstellung unser Grunau Baby „Draufgänger“

 

Bild 22) als Schleppmaschine fungierte dort eine Klemm 25

 

Bild 23) .....die gerade einen Rhönsperber schleppt, der nach dem Abheben sein Hilfsfahrwerk ausklinkt.

 

Bild 24) hier zieht er über unseren Köpfen seine Kreise

 

Bild 25) noch ein Blick in die Halle von Hartau. Im Vordergrund ein Rhönsperber

 

Bild 26) zum Schluss hier noch eine Aufnahme aus Grunau, nicht vom Wettbewerb, die aber eine damals oft übliche Eigenart des Flugbetriebs dokumentiert, die heute sicher nicht mehr gebraucht wird. Das Thermikfliegen war zu der Zeit noch wenig bekannt und erforscht. Größtenteils wurde das Hangfliegen praktiziert. Das bedeutet aber, dass die Startstelle zum Gummiseilstart auf einem Hügel gelegen sein musste. Und eine Landung, speziell mit den Schulgleitern im Startbereich war so gut wie nicht möglich. Das heißt, das für jeden Flug die Maschinen mühsam wieder nach oben geschafft werden mussten. Erleichtert haben wir uns diese Knochenarbeit bei regem Schulbetrieb in dem wir ein paar Groschen sammelten und dafür bei einem Bauern uns ein Pferd mieteten, dass dann die aneinandergekoppelten Flieger wieder nach oben zum Start brachte. Das war bei uns in Droschkau so, aber wie hier zu sehen ebenfalls in Grunau....

 

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