Gne 3, das zweite Leben

Die Geschichte zum ersten Leben erfahrt Ihr hier

Historische Segelflugzeuge finden nicht nur bei Segelflughistorikern Interesse.

Wie ich seit Erstellung dieser Homepage erfahren konnte gibt es auch bei den RC-Modellsegelflugenthusiasten   Liebhaber der Flugzeugtypen aus der Kinderzeit des Segelflugs. Das die Wurzeln des Segelflugs maßgeblich in Deutschland liegen habe ich ja zu meiner Jugendzeit selbst erfahren können. Bereits während meiner Aufenthalte in Grunau vor 1939 traf ich schon eine große Zahl an ausländischen privaten Flugschülern die den im internationalen Vergleich hier bereits vorhandenen hohen Standart gerne für ihre Ausbildung in Anspruch nahmen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch die in Deutschland entwickelten Flugzeuge international sehr gefragt und beliebt waren und heute noch sich auch bei Modellfliegern aller Herren Länder großer Beliebtheit erfreuen.

Im August 2014 erhielt ich einen email von Ian Davis aus England, der meine Homepage studierte. Er teilte mir mit, er ist begeisterter RC- Modellsegelflieger und sein Hauptinteresse sind dabei die klassischen Deutschen Segelflugzeugtypen. Er konstruiert und baut sich seine Wunschmodelle selbst nach Originalplänen, Vorlagen, Fotos und Skizzen. Also keine vorgefertigten Bausätze oder Baukästen.

So hat er in seinem Hangar z.B. eine Olympia Meise von 1936, das legendäre Experimental- Wasserflugzeug Jacht –71 sowie die Berlin B6, die hier auf einem von ihm gesendeten Bild zu sehen sind, alle im Maßstab 1:4.

Wie er mir schilderte hat ihn meine Erzählung mit den alten Fotos über die Gne 3 so sehr beeindruckt, dass er dieses Unikat gerne für sich bauen möchte. Im Maßstab 1:2! Was für eine Vorstellung für mich, dass ein Exemplar, wenn auch nur in halber Größe von der von mir vor über 75 Jahren konstruierten und gebauten Gne 3 wieder in die Luft kommen könnte!

Mit seiner Anfrage erzählte er mir , dass er sich die Grundkonstruktion bereits anhand der hier auf der Homepage gezeigten Skizze, die ich 1978 maßstäblich anfertigte, erstellt hatte.

 

Beeindruckt bin ich wie heutzutage eine Konstruktion mit moderner Computertechnik angefertigt wird, wie hier auf der von ihm geschickten Computersimulation zu sehen ist. Wenn ich dazu an meine Arbeit vor über 75 Jahren denke!

 

 

 

 

 

 

 

 

Er bat mich noch um einige wichtige Konstruktionsdetails und die Farbgestaltung, da die Fotos ja lediglich schwarz- weiß sind. Gerne gab ich ihm diese Informationen und bald darauf kamen auch schon die ersten Bilder vom Baubeginn.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  Die ersten Schritte der Rumpfkonstruktion                      hier er schon auf der Helling

Die nächsten Baustufen

  

            es geht voran                                                                 der Rumpfrohbau ist fertig

Mit dem Rumpfrohbau (das Bild schickte er mir am 9. Dezember 2014) ist die Gne 3 für mich schon gut zu erkennen. Ich kann es noch gar nicht richtig (er)fassen, dass meiner Gne 3 offensichtlich doch noch ein zweites Leben gegönnt sein wird. Und das nur mit Hilfe des neuzeitlichen Internets, dessen Möglichkeiten sicher nicht nur für mich in meiner Jugendzeit noch nicht mal am Horizont zu erahnen waren. Und es macht mich schon ein wenig stolz, dass Ian neben einigen hochkarätigen Fliegern dieser Zeit sich meine Gne 3 als neuestes Projekt gewählt hat.

 

                     

 

Die Beplankung am Rumpf wird aufgebracht, 23.12.2014

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5.2.2015, der nächste Bauabschnitt:

Ian hat nun mit dem Bau der Tragflächen begonnen. Die Rippen fertigt er in der schönen aber sehr aufwändigen "Stäbchenbauweise" an was mich natürlich begeistert. Ich hatte die Rippen meiner Gne 3 ja damals in der selben Bauweise angefertigt. Anschließend wollte Ian sich erstmal ein Bild vom Flächenrohbau machen. Da, wie er mir schrieb die Größe seines Küchentisch, der ihm z.Zt. nur als Helling zur Verfügung steht (die Werkstatt ist winterbedingt im Moment zu kalt), nicht ausreicht, hat er die Rippen mit den Holmgurten probeweise einfach mal mit verkürzten Abständen zusammen gesteckt.

Es ist wirklich sehr beeindruckend für mich, Detail für Detail mitzuerleben wie die Gne 3 nach über 75 Jahren unter den Händen von Ian nochmal neu entsteht.

 

13.5.2015

Es geht weiter. Nach einer längeren Baupause aufgrund anderweitiger Arbeiten hat Ian sich nun wieder der Gne3 zugewandt. Wie er mir die Tage mitteilte sind jetzt alle Flügelrippen in aufwändiger Feinarbeit angefertigt. Im Moment richtet er sich für den Flügelbau eine Helling her. Wenn das erledigt ist werden bald Infos und Bilder über den Flügelaufbau folgen.

 

15.5.2015

heute kam schon wieder Post aus England. Der rechte Flügel liegt auf der Helling und ist im Rohbau so gut wie fertig. Faszinierend für mich das so zu verfolgen. Da kommen mir vor vielen Jahren selbst erlebte Bilder wieder in den Kopf!

Wie Ian schrieb, ist jetzt aber erstmal wieder einen kleine Pause von ca. 14 Tagen. Er wird zu  einen Urlaub unter anderem auch auf den Kontinent aufbrechen. Ich wünsche ihm eine schöne und erholsame Zeit.

Hier nun für Euch der Flügel auf der Helling

 

26.6.2015, die Dimension des Flügels wird erkennbar....!

 

 

2.8.2015, der rechte Flügel passt!

 

17.8.2015, Nasen und Endleiste sind dran, Querruder fertig

 

Februar 2016

Seit der letzten mail vom August 2015 hatte ich nichts mehr von Ian und weiteren Baufortschritten gehört. Gestern, am 3.2.2016 kam endlich wieder eine mail. Darin berichtete Ian mir aber nichts Schönes, mit dem  letztlich auch die  zögerliche Weiterarbeit an dem Gne 3 Projekt zusammen hängt. In England sehen sich die Modellflieger plötzlich ebenso wie hier in Deutschland es sich andeutet mit weitaus schärferen Restriktionen des Modellflugs konfrontiert, was letztlich sicher dort wie hier auf den in jüngster Zeit massenhaften unverantwortlichen Gebrauch von sogenannten Drohnen zurück zuführen ist. In Irland so schreibt er, wurde kurzerhand mit "einem Federstrich" entschieden, dass Modellfug egal in welcher Form nur noch bis zu einem Abfluggewicht von 3 Kg zulässig ist!

Ian direkt betrifft es dabei im Moment wie er berichtet, dass er auf einem Armeeflugplatz in seiner Umgebung, den er zum Modellflug seit über 45 Jahren mit Freunden wochenends immer problemlos nutzen konnte, dort nicht mehr fliegen darf. Auf diesem Platz konnten sie aufgrund der Größe bestens mit ihren Großseglern starten und landen. Und so hatte er es auch mit dem Bau der Gne 3 (5 m Spannweite) angedacht. Die englischen Modellflieger sind aktuell in sehr intensiven Geprächen mit der British Civil Aviation Authority dazu und haben die Hoffnung auf eine einvernehmliche Lösung noch nicht aufgegeben. Ian hat wohl in seiner Umgebung noch alternative Modellfluggelegenheiten, die aber nicht für Segler dieser Größe geeignet sind. Mit dieser unsicheren Aussicht wo und ob er die Gne 3 jemals in die Luft bekommen kann fühlt er sich vertändlicher Weise sehr frustriert und geht den Weiterbau nur sehr zögerlich an, möchte aber in jedem Fall dran bleiben. Wenn es zu keiner befriedigenden Lösung kommt, so meint er etwas zynisch, könnte er das Modell dann ja ungeflogen dem Museum auf der Wasserkuppe spenden um so meine Geschichte im Segelflug auf diese Weise etwas zu würdigen!

Hoffen wir alle, dass es nicht so weit kommt und Modellflieger auch mit ihren Großseglern, die ja auch die Geschichte des Segelflugs und des Fliegens allgemein mit am Leben erhalten, weiterhin den dafür benötigten Raum bekommen.

Dennoch hat es seit dem letzten Eintrag von August 2015 weitern Baufortschritt gegeben, zu dem er mir dieses aktuelle Bild schickte....!

 

 

14.2.2016

Die Hoffnung stirbt zuletzt....

Vor 4 Tagen bekam ich erneut Post von Ian. Er berichtet, dass es nun doch eine Möglichkeit für ihn geben kann, die Gne 3 in einem für diese Modellgröße sinnvollen Höhenbereich fliegen zu können. Durch einen langjährigen Modellflugkameraden hat er erfahren, dass dessen Club, in dem Ian selbst einmal Mitglied war und auch auf einem Army- Platz fliegt, dort für Modelle nach wie vor eine Genehmigung der Flughöhe bis 1500 Fuß (500 m) hat. Der Platz liegt allerdings gut 100 Meilen von ihm entfernt. Dieser Fahraufwand war der Grund wehalb Ian dort in den letzten Jahren nicht mehr aktiv war. Aber unter den aktuellen Umständen würde ihm dieser Aufwand es wieder wert sein, um doch noch ein passendes Fluggelände für die Gne 3 zu bekommen.

Mit dieser Aussicht wird er sich nun wieder gut motiviert an die Weiterarbeit der Gne 3 machen, was mich natürlich auch sehr freut. Zu gerne möchte ich mir doch zumindest noch ein Video "meiner" Gne 3 in ihrem Element ansehen können.

 

Fortsetzung folgt!

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