Mein Lebenslauf in der Fliegerei

 

 

 Einstieg

Als Jugendlicher faszinierte mich der Bau von Flugmodellen. Fernsteuerung kannte man damals verständlicher Weise noch nicht, so waren es Segler und Gummimotormodelle, die ich mir nach Plänen (auch Baukästen kannte man damals noch nicht) baute. Aber bald waren mir die "Ergebnisse" zu klein. Ich wollte selbst fliegen. So besorgte ich mir Pläne vom "Pelzner Hängegleiter" (ähnlich dem Lilienthal- Gleiter) und in Vaters Werkstatt (als Spanndrähte verwendete ich Klaviersaiten) entstand mein erstes, eigenes flugfähiges Gerät. Von Fliegen war damit natürlich noch nicht die Rede, aber mit Hilfe von einigen Schulkameraden gelangen mir in einer nahe gelegenen Kiesgrube die ersten "Hüpfer". Ich konnte zum ersten Mal das erhebende Gefühl des losgelöst seins von der Erde verspüren. Verstärkt wurde dieses Hochgefühl für mich durch die Tatsache, dass ich mir dass Alles dafür selbst ermöglicht hatte.

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Der "Flugbazillus" hatte mich ab da fest im Griff. Ich knüpfte Kontakte zur Grünberger Fluggruppe und auf deren Fluggelände in Droschkau, ca 6 Km östlich der Stadt machte ich bald meine ersten Schulstarts auf "Grunau 9".

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Aber neben dem Fliegen war es auch das Fluggerät selbst, dass auf mich weiterhin eine große Faszination ausübte. Ich war wissbegierig auf Bauweise und Funktion. Zu der Zeit war an den Maschinen kein Handloch vor mir sicher. So keimte in den Weihnachtstagen 1937 in mir der Gedanke ein eigenes Flugzeug zu bauen. Da musste Vaters Werkstatt mal wieder herhalten und im Frühjahr 1939 war dann der "roll-out" der Gne-3!

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Einen Beitrag darüber findet Ihr in der Navigation unter

" 1938- 1940"

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>>>> Gne 3, mein erstes, selbstgebautes Segelflugzeug

 

 

Kriegszeiten

 

Der Krieg begann für mich 1941, als ich 19 Jahre alt war. Damals hatte die Luftwaffe einen Lastensegler in Dienst gestellt, der von dem bekannten Konstrukteur  Hans Jacobs (der auch in Nachkriegszeiten noch von sich reden machte) im Auftrag für die DFS (Deutsche Anstalt für Forschung und Segelflug) entwickelt worden war. Dafür brauchte man nun Personal, das möglichst bereits über praktische Flugerfahrung verfügen sollte. So wurde uns jungen Aktiven eine „freiwillige Meldung“ für diesen Dienst nahe gelegt, mit dem Hinweis, dass wir dafür nicht zum Autobahnbau im Reichsarbeitsdienst herangezogen würden. Ganz klar, für welches der beiden unumgänglichen Übel ich mich entschied. Von Januar bis April 1941 absolvierte ich den Grundlehrgang für Lastensegler an der Flugschule Grunau, die unter der Leitung von Pit van Husen stand. Einer meiner damaligen Fluglehrer dort war Robert Mandetzky, mit dem mich lange eine persönliche Freundschaft - auch noch nach den Kriegstagen- verband.

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In den Jahren 1942 und 1943 war ich auf verschiedenen Plätzen im Rhein- Main- Gebiet stationiert. Dabei die ehemaligen Wehrmachtsplätze  Langendiebach, Zellhausen und Eschborn.

1943 bis 1944 wurde ich nach Ainring bei Bad Reichenhall zur DFS versetzt. Ich kam dort in die Abteilung "Flugversuche" die unter der Leitung von dem schon aus Vorkriegstagen in der Fliegerei sehr bekannten Prof. Georgi (der selbst aber nie aktiver Flieger war) stand. Meine Aufgabe war unter Fritz Stamer die Mitarbeit in der Entwicklung und Erprobung der geplanten Flugsysteme „Fangschlepp“ und „Mistel“.

Der Krieg endete für mich glücklicher Weise in der ganzen Zeit unverletzt mit der Gefangennahme durch die Amerikaner in Belgien in den letzten Kriegstagen. Auch in der anschließenden amerikanischen Gefangenschaft in der Nähe von Paris erging es mir im Gegensatz vieler Kameraden nicht allzu schlecht. Als die Amis von meinen Fotokenntnissen erfuhren, wurde mir umgehend die Leitung des Fotoatelier des Lagers zugeteilt. Das nutzte ich ausführlich, meine Fertigkeiten auf diesem Gebiet zu verbessern.

Im April 1947, mit knapp 25 Jahren, wurde ich in Heilbronn als Zivilist ins Nachkriegsdeutschland entlassen.

 

 

 

 Neubeginn

 

Die Heimat war für mich aus politischen Gründen nicht mehr erreichbar. So verschlug es mich nach Frankfurt am Main, wo ich 1948 die Schwester meines engsten Fliegerfreundes aus Jugendtagen in Grünberg/ Droschkau  heiratete. Mein Freund und Schwager ist als Pilot einer He 111 mit seiner Mannschaft bis heute seit einem Einsatzflug im September 1942 im damaligen Südrussland spurlos vermisst. In der Zeit von 1947 bis zur Wiederzulassung blieb ich der Fliegerei verbunden, indem ich mich intensiv dem Modellflug widmete. Hauptsächlich Fesselflug. Von 1951- 1954 gelang mir dabei in Folge in der Sparte „Kunstflug“ der Gewinn der Hessischen Meisterschaft.

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Sobald das Startsignal aber für die „Großen“ auf „grün“ stand, machte ich mich zusammen mit 5- 6 Freunden an die Arbeit. Wir gründeten einen Club und benannten ihn nach dem bekannten Segelflugpionier Günther Groenhoff. Bei Scheibe kauften wir uns 1952 das Rumpfgerippe, den Holm und die Pläne eines „Spatz- A“. In Eigenarbeit vervollständigten wir ihn und der Erstflug fand dann im März 1953 auf dem Fluggelände Merzhausen bei Usingen statt. Von da ab war für mich und meinen Freunden fast jedes Wochenende „Flugtag“. Da wir aber für ein eigenes Fluggelände ein zu kleiner Club waren, waren wir in diesen Jahren auf der Suche nach einem geeigneten Platz möglichst im Rhein- Main- Gebiet, wo wir als Gastclub unterkommen konnten. Unsere erste Heimat fanden wir in Egelsbach. Aber aufgrund des schnell wachsenden zivilen Luftverkehrs am nahen Frankfurter Rhein- Main- Flughafen war dort bereits Ende der 50er Jahre Segelflug nicht mehr möglich. So waren wir wieder auf der Suche. Fündig wurden wir bald beim Aero Club Langenselbold und deren Fluggelände auf den Kinizigwiesen, ca. 15 km östlich Hanau. Der in Langenselbold ansässige Club hatte auch erst seit kurzem die Nutzung des Geländes erhalten. Wie eigentlich überall war auch dort alles im Aufbruch. Die Mitglieder waren hochmotiviert und nahmen uns 1959 als Gast gern auf. 1960 entstand die erste Halle in kompletter Eigenarbeit. Auch wir waren mit Begeisterung dabei. Für viele Jahre wurde es unser Heimatplatz. 

Die Entwicklung des Segelflugs ging weiter und Mitte der 50er kündigte Alexander Schleicher in Poppenhausen den Bau eines neuen Flugzeugtyps, die legendäre Ka 6 an, ein Hochleistungssegler der anschließend über lange Jahre bei Segelflugwettbewerben weltweit aus den Siegerlisten nicht mehr verschwand. Dieses Flugzeug weckte vom ersten Moment an auch das Interesse der Mitglieder des „Groenhoff- Club“. Und so erstanden wir zum Jahresbeginn 1956 das erste serienmäßig gefertigte Modell (Ausführung nur mit Kufe), aus Kostengründen wiederum im Rohbau, den wir dann ebenfalls in Eigenarbeit fertig stellten. Die Taufe wurde von Mutter Groenhoff persönlich vorgenommen und ab der Saison 1956 war der „Günther Groenhoff- Club“ mit Ka 6 „beflügelt“.

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Durch private Kontakte zum Autohaus Georg von Opel fanden wir einen begeisterten Mäzen, der uns für die damalige Situation zu einem nicht kleinen Luxus verhalf. Mit dessen Sponsoring konnten wir unser Flugzeug bereits mit einer Funkausrüstung (incl. der zugehörigen Bodenstation, da zu der Zeit so gut wie noch kein Platz eine fest Installierte hatte) versehen. Die Geräte funktionierten natürlich noch auf Röhrenbasis, waren dementsprechend groß und schwer. Als Hersteller führend auf diesem Gebiet war damals die Münchner Firma Rhode& Schwarz. Sicher noch dem Einen oder Anderen bekannt.

Die Ka 6 erfreute sich in Fliegerkreisen schnell großer Beliebtheit. Die Firma Schleicher erkannte das natürlich auch und war bestrebt, das Modell weiter zu verbessern. Sie merkten schnell, dass der Einsatz nur mit Kufe speziell im immer beliebter werdenden F- Schlepp recht umständlich war. So wurde als Weiterentwicklung bald die Version mit festem, bremsbaren Rad ohne Kufe vorgestellt. Die Ka 6 BR !

Wir wurden wieder neugierig und unser Gastgeberclub zeigte sich interessiert am Ankauf unserer erst knapp 1 1/2 Jahre alten Ka 6. Mit Beginn der Flugsaison 1958 war es bereits so weit. Am 12. 4. 1958 unternahm ich für den Groenhoff- Club den Erstflug auf unserer Ka 6 BR, D- 4041. Sie sollte uns von da ab fast 20 Jahre treue Dienste leisten und uns zu vielen schönen Flugerlebnissen tragen. 

 

 

 

 Die Zeit mit Ka 6 BR, D- 4041

In diesen fast 20 Jahren blieben wir mit unserem „Groenhoff- Club“ und unserer KA 6 als Gast in Langenselbold. Mit den Mitgliedern des dortigen Aeroclubs war es ein gemeinsames und harmonisches Miteinander. Selbstverständlich beteiligten wir uns an der Bewältigung der allgemeinen Flugplatzarbeiten und Ausbau der Anlagen, unter anderem wie Hallen und Kantinenneubau. Auch bei der Ausrichtung von den jährlich regelmäßigen Flugtagen, die oftmals mehrere tausend Zuschauer anlockten, waren wir dabei. Da in diesen Jahren der Platz noch nicht über eine eigene, feste Funkstation verfügte, stellten wir dazu gerne unsere Funk-Bodenstation zur Verfügung, was den Ablauf der Veranstaltung vereinfachte und auch sicherer machte. Unsere und auch meine Aktivitäten beschränkten sich in der Zeit aber nicht nur auf den Platz und dessen Umgebung. Bis Ende der 60er Jahre organisierten wir mit unserem Groenhoff- Club mehrfach bei entsprechender Wetterlage Fliegerlager in Innsbruck und Kufstein. Aber auch die Orte Fayence in Südfrankreich und Aosta mit den Langenselboldern waren dabei. Bei diesen Gelegenheiten, wir waren dann ja dort meistens nicht die einzigen Deutschen vor Ort, konnten alte Bekanntschaften mit Gleichgesinnten aufgefrischt und auch neue gewonnen werden. Was wiederum zu neuen Unternehmungen führte. So war ich z.B. im Frühjahr 1973 mit einigen befreundeten Fliegern zu einem 14 tägigen Segelflugabenteuer in Tunesien. Die meisten von uns, so auch ich hatten inzwischen schulpflichtige Kinder. So organisierten wir in den Schulferien des öfteren gemeinsam ein „Urlaubsfliegerlager“ auf einem anderen Platz. Die Familien war dann dabei, also richtige Familien- Fliegerurlaube, die wir unter anderem in Gedern, Idar- Oberstein und auch Karlstadt am Main erleben konnten.

Ab Ende der 60er Jahre erweiterte ich dann meine Flugpraxis auf Motorunterstützung. Zu der Zeit schaffte sich der Aero Club Langenselbold einen A- Falken an. Als Inhaber eines Werkstattleiterscheins brachte ich mich dabei für anstehende Wartungsarbeiten gerne mit ein. Natürlich wollte ich mit dem Flieger auch selbst unterwegs sein. Dazu brauchte ich eine Scheinerweiterung für die „Kilo- Klasse“, was ich umgehend erledigte. Von da an fand ich großes Gefallen auch an dieser Art des Fliegens, wobei ich aber die Herausforderung des Thermikflugs keinesfalls vernachlässigte.

Ein Mitglied der `Selbolder hatte privat eine Bölkow Junior, die auf dem Platz stationiert war. Nachdem er mich als Gast mal mitgenommen hatte, war er offensichtlich froh, in mir einen gewissenhaften Organisator und Navigator als Mitflieger gefunden zu haben. Und so konnte ich mit ihm und seinem kleinen Motorflieger in den 70er Jahren viele schöne Flüge jetzt sogar in der „Echo- Klasse“ im Bundesgebiet und ins nahe Ausland erleben. Den PPL- A hatte ich aber nie erworben.

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Ja und der Günther- Groenhoff- Club?

Unser Club erfuhr in all den Jahren keine nennenswerte Vergrößerung. Wir waren in den besten Zeiten maximal 8 Kameraden. Nachwuchs auch aus eigenen Reihen war nicht fürs Fliegen und eine Mitgliedschaft zu gewinnen. Nach der Euphorie der Anfangsjahre zeigte sich das wir nicht die Mentalität hatten ein übliches Clubleben zu führen. Es war den Gegebenheiten der Zeit nach wohl eher eine Interessengemeinschaft um über diesen Weg zum Fliegen zu kommen. Mit wachsendem Wohlstand bestand bei einigen auch nicht mehr die Notwendigkeit einer Mitgliedschaft. Sie kauften sich eigene Maschinen. Andere verloren die Begeisterung fürs Fliegen überhaupt. So waren wir 1976 nur noch 3 Mitglieder. Als dann zum Jahresende auch noch einer der Drei seine Mitgliedschaft aufkündigte, war eine Weiterführung des Clubs formell nicht mehr möglich. So wurde zum 10. Februar 1977 nach 25 Jahren der Günther- Groenhoff- Club e.V. offiziell aufgelöst. Für unsere in all den Jahren treue Ka 6 BR, D- 4041, die wir in diesen 20 Jahren gut gepflegt hatten, hin und wieder neu bespannten, dabei mit neuem Design versahen und je nach Notwendigkeit die Instrumentierung zeitgemäß verbesserten, fanden wir ein Jahr später einen Käufer. Wie mir aber bald darauf zu Ohren kam, war ihr anscheinend nach dem Verkauf kein allzu langes Fliegerleben mehr gegönnt. An ihrem neuen Standort Schwalmstadt hatte sie bei einem Bruch angeblich Totalschaden erlitten. Mit dieser Nachricht war für mich das Kapitel D- 4041 abgeschlossen.

Aber halt...wie lautet doch der schöne Spruch:

 „totgesagte leben länger"              

 

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Ich aber wollte mich noch lange nicht fliegerisch zur Ruhe setzen. Deswegen wurde ich zum 1. Januar 1978 Mitglied in unserem langjährigen „Gastgeberverein“ Aero Club Langenselbold.

 

 

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